Hersteller von Batteriespeichern entdecken KWK-Anlagen

Batteriespeichersystem mit SMA Sunny Island (Bild: BHKW-Diskussionsforum // ecopowerprofi)Kleine Mikro-BHKW erzeugen dezentral sehr kostengünstig umweltfreundlichen Strom. Für die Einspeisung in das öffentliche Netz erhalten die Betreiber solcher stromerzeugenden Heizungen jedoch nur etwa 3 bis 4 Cent je Kilowattstunde, während die Betreiber von neueren PV-Anlagen zwischen 13 und 20 Cent je kWh erhalten. Der Fokus beim Betrieb von kleinen Blockheizkraftwerken liegt daher noch stärker als bei PV-Anlagen auf einem möglichst hohen Stromeigenverbrauch zur Vermeidung teuren Strombezugs und einer schlecht vergüteten Einspeisung. Dies erkennen zunehmend auch die bisher auf den PV-Markt fokussierten Hersteller von Energiespeichersystemen.

Erst optimieren, dann investieren
Der erste Schritt zur Optimierung des Stromeigenverbrauchs liegt für BHKW-Betreiber in der optimalen Einstellung der Steuerung ihrer Anlage. Nachts, wenn kaum Strom gebraucht wird, sollte das BHKW eher abschalten als zur Mittagszeit, wenn beim Kochen und Backen besonders hoher Strombedarf besteht. Durch eine optimale Einstellung der Betriebszeiten lässt sich die Eigenverbrauchsquote ohne weitere Investitionen leicht um 20 bis 30 Prozent steigern. Bei einigen modernen BHKW-Steuerungen können darüber hinaus nicht nur Sperrzeiten oder Zwangsbetriebszeiten eingestellt werden, sondern sogar der Bezugs- oder Verbrauchsstromzähler aufgeschaltet werden, damit die BHKW-Steuerung selbstständig eine stromoptimierte aber wärmebedarfsgedeckelte Betriebsweise realisieren kann.

BHKW und PV ergänzen sich optimal
Doch selbst, wenn die BHKW-Steuerung optimal auf die besten Stromverbrauchszeiten eingestellt wurde, oder sogar mit einem Stromzähler selbst auf optimale Betriebszeitpunkte reagiert, ergeben sich Zeiten, in denen das BHKW wegen fehlendem Wärmebedarf nicht in Betrieb ist und Strom aus dem Netz bezogen werden muss. An dieser Stelle bietet sich die Kombination des BHKW mit einer Photovoltaikanlage an. Diese produziert besonders viel Strom im Sommer, wenn das BHKW Wärme nur für die Warmwasserbereitung produziert und daher lediglich kurze Laufzeiten von teilweise nur wenigen Stunden pro Tag erreicht. Ein Problem bleibt jedoch: Wird mehr Strom erzeugt als momentan im Objekt verbraucht wird, muss dieser weiterhin eingespeist werden. Wird hingegen mehr Strom benötigt, als selbst produziert werden kann, wird weiterhin Strom aus dem Netz bezogen. Besonders nachts und in Übergangszeiten leistet die PV-Anlage keinen Strom und auch der Betrieb des BHKW ist aufgrund eines nur geringen Strombedarfs nicht wirtschaftlich.

E3/DC Speichersystem Schema (Bild: E3/DC)

Speichersystem Schema

Königsklasse: Stromspeicherung
Eine passende Optimierungsmöglichkeit für dieses Problem sind sogenannte „Stromspeichersysteme“. Diese können selbst erzeugten überschüssigen Strom vor einer schlecht vergüteten Einspeisung bewahren und später, wenn kein selbst erzeugter Strom zur Verfügung steht, wieder ausspeisen. Solche Systeme verfügen über eine Steuerung, die mit Hilfe von Sensoren ermittelt, wie viel Strom derzeit erzeugt und im Objekt benötigt wird. Liegt die Erzeugung über dem aktuellen Bedarf, wird der Überschussstrom in Akkus gespeichert. Liegt der aktuelle Bedarf später über der Erzeugungsleistung von BHKW und gegebenenfalls einer PV-Anlage, wird Strom aus den Akkus entnommen und über einen Wechselrichter im Objekt wieder eingespeist. Dies funktioniert natürlich auch nachts, wenn der Betrieb eines BHKW aufgrund des geringen Strombedarfs nicht lohnt und die Sonne nicht scheint. Durch die Vermeidung schlecht vergüteter Einspeisung in Höhe von nur 3 bis 4 Cent je kWh in das öffentliche Netz sowie die Verringerung des Strombezugs im Wert von etwa 30 Cent je kWh ergibt sich eine ganz beträchtliche Einsparung. Im Gegenzug sind Speichersysteme für Strom allerdings auch mit ganz erheblichen Kosten verbunden.

Speichersysteme von der Stange
Aufgrund der stark sinkenden PV-Einspeisevergütung und der relativ kurzen Zeiten mit hoher Sonneneinstrahlung haben in den letzten Jahren zahlreiche Hersteller begonnen, Stromspeicher für PV-Anlagen zu entwickeln und aktiv zu bewerben. Nicht selten wird dabei auf teure Lithium-Ionen-Akkumulatoren gesetzt, um optisch attraktive aber auch sehr kostspielige Produkte zu realisieren. Zwar versuchen die Anbieter dieses Manko meist mit ebenfalls auf den ersten Blick attraktiv wirkenden Förderungen zu kompensieren, insgesamt lohnen sich die fertigen Lösungen mit Preisen ab etwa 10.000 Euro für die PV-Anlagenbetreiber jedoch nicht. Dementsprechend selten werden entsprechende Anlagen in der Praxis realisiert.

Da der Einspeisepreis von BHKW jedoch noch mindestens 10 Cent geringer ausfällt, als der Einspeisepreis von PV-Anlagen, ist eine Wirtschaftlichkeit bei der Speicherung von Strom aus Blockheizkraftwerken eher gegeben. Dies erkennen zunehmend auch die Anbieter von Speichersystemen. Erst heute verkündete beispielsweise der bekannte Hersteller E3/DC erstmals eines seiner „Hauskraftwerke“ mit einer Nano-KWK-Anlage vom Typ Vitotwin 300-W gekoppelt zu haben. Einen recht guten und aktuellen Überblick über die zahlreichen Anbieter von fertigen Stromspeichern bietet das Centrale- Agrar-Rohstoff-Marketing- und Energie-Netzwerk e.V., kurz C.A.R.M.E.N., zum Download als PDF-Dokument an.

Batteriespeichersystem mit SMA Sunny Island (Bild: BHKW-Diskussionsforum // ecopowerprofi)

Batteriespeichersystem mit SMA Sunny Island

Individuelle Speicherlösungen
Auch wenn die Speichersystem-Industrie kleine BHKW bisher wenig beachtete, haben bereits findige Elektriker und BHKW-Installateure selbst passende Stromspeicher zusammengestellt. Besonders häufig kommen bei den im BHKW-Diskussionsforum vorgestellten Anlagen Sunny Island Batterie-Wechselrichter von SMA zum Einsatz. Diese Wechselrichter lassen sich einfach mit handelsüblichen und kostengünstigen Bleibatterien koppeln. Neben fabrikneuen Stationärbatterien werden teilweise auch gebrauchte Traktionsbatterien verwendet, die zwar für den Betrieb in Flurförderfahrzeugen eine zu geringe Restkapazität haben, bei entsprechender Dimensionierung jedoch noch viele Jahre ausgezeichnet in Kellern Solar- und BHKW-Strom speichern können. Diese originelle Art des Recyclings ermöglicht zudem besonders kostengünstige – und damit überhaupt erst wirtschaftliche – Speicherlösungen.

Ausblick
Stromspeichersysteme sind sowohl für PV- als auch für BHKW-Betreiber eine zunehmend interessanter werdende Möglichkeit zur Eigenverbrauchsoptimierung. Während die Systeme mit wartungsfreien LiIon-Zellen in kompakten Gehäusen erst in absehbarer Zukunft mit sinkenden Preisen interessant werden, sind kostengünstige Lösungen auf Bleiakkubasis schon heute eine wirtschaftliche Alternative. Doch auch diese Lösungen haben Nachteile: Bleibatterien sind nicht nur sehr sperrig, sie gasen auch im Betrieb und brauchen daher eine gute Belüftung sowie Flüssigkeitskontrolle. Bei gebrauchten Traktionsbatterien stellt sich zudem, noch mehr als bei neuen Batterien, die Frage der Haltbarkeit und Zuverlässigkeit. Die schönste Wirtschaftlichkeitsberechnung nützt dem Anlagenbetreiber nämlich nichts, wenn das teuer erstandene Speichersystem schon vor dem Zeitpunkt der Amortisation ausgetauscht werden muss. Angebote ohne eine ausreichende und klar definierte Funktionsgarantie sollten Interessenten daher direkt aussortieren. (lfs)

Weiterführende Links und Downloads zu dieser Meldung
– PDF-Dokument: Marktübersicht Batteriespeicher des C.A.R.M.E.N. e.V.
– Vertiefung: PV-Anlagen mit Batteriespeicher (Energiedepesche)
– Kategorie: Aktuelle Meldungen zu Energiepreisentwicklungen
– Kategorie: Weitere Meldungen über BHKW-Zubehör

 

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