Auch RWE und EnVersum beenden Mikro-KWK-Contracting

Volkswagen ZuhauseKraftwerk EcoBlue (Foto: Volkswagen)Viele Gebäudeeigentümer scheuen die Investitionskosten in ein BHKW, möchten das unternehmerische Betriebsrisiko nicht tragen oder die mit dem Betrieb verbundenen Aufgaben einem spezialisierten Dienstleister übertragen. In diesen Fällen bietet sich ein sogenanntes „Contracting“ an. Nachdem mit LichtBlick der mit Abstand bekannteste Anbieter für BHKW-Contracting bereits im Oktober 2012 auf einen ausschließlichen Verkauf seiner ZuhauseKraftwerke umstellte, beenden nun auch EnVersum und der Energieriese RWE ihre Mikro-KWK-Contractingangebote, während Vattenfall überraschend in den Markt einsteigt und eine Perspektive sieht.

Vorreiter LichtBlick
Mit der Ankündigung binnen weniger Jahre nicht weniger als 100.000 ZuhauseKraftwerke errichten zu wollen, die zusammen gleich zwei Kernreaktoren ersetzen sollten, sorgte der Energieversorger LichtBlick aus Hamburg vor fünf Jahren für ordentlich Furore. Zwar hatten sich die Hamburger mit Volkswagen einen starken Partner besorgt, so richtig rund laufen wollte es anfangs dennoch nicht. Wurden im ersten Ausbaujahr nur 50 bis 60 Kraftwerke errichtet, startete LichtBlick im zweiten Jahr mit 450 neuen BHKW richtig durch. Nach nur 600 errichteten Anlagen stellte LichtBlick den Vertrieb des Contractingangebotes jedoch bereits vor zwei Jahren wieder ein.


Vortrag zum ZuhauseKraftwerk von LichtBlick auf dem 7. BHKW-Info-Tag 2011
(Video: BHKW-Forum e.V., Kamera: B. Beyer, Bearbeitung: L. Stahl)

Die grundsätzlichen Probleme der sich ändernden Rahmenbedingungen auf dem Energiemarkt wollte LichtBlick damals mit einer Neuausrichtung des ZuhauseKraftwerkprojektes begegnen: “Das derzeitige Geschäftsmodell des ZuhauseKraftwerks wurde im Grundsatz vor über drei Jahren erstellt. Die Rahmenbedingungen auf dem Energiemarkt haben sich seitdem grundlegend geändert. Wir haben dazugelernt und werden unsere Produkte dementsprechend anpassen. Doch auch wenn dank der Photovoltaik die Mittagsspitzen geringer ausfallen, sehen wir im Schwarmstromkonzept noch immer ein großes Potential”, berichtete LichtBlick-Pressesprecher Ralph Kampwirth angesprochen auf die geringen Regelenergiepreise und den zunehmendem Merit-Order-Effekt an der Strombörse im Gespräch mit der BHKW-infothek im Oktober 2012.

Die Anlagen aus weiteren 400 zu diesem Zeitpunkt bereits geschlossenen Contractingverträgen wurden in den folgenden Monaten noch errichtet. Seither wird das ZuhauseKraftwerk für 27.990 Euro zuzüglich Umsatzsteuer und Installationskosten zum Kauf angeboten. Nach Unternehmensangaben sind auf diesem Weg 500 Anlagen verkauft worden. Zusammen mit den 1.000 im Contracting errichteten Anlagen wurden seit der Ankündigung vor fünf Jahren bis heute folglich 1.500 ZuhauseKraftwerke realisiert.

RWE HomePower

RWE HomePower Anlage (Grafik: RWE Effizienz GmbH)

(Grafik: RWE Effizienz)

Angespornt durch das große Interesse am ZuhauseKraftwerk hatte zwischenzeitlich auch RWE den Einstieg in den Contractingmarkt für Mikro-BHKW gewagt. Im November 2011 kündigte die RWE Effizienz unter dem Produktnamen „RWE HomePower“ eine Kooperation mit Vaillant zur Realisierung von Mikro-BHKW für Privatkunden in Nordrhein-Westfalen an. Dazu war im ersten Schritt ein Feldtest mit 50 Vaillant ecoPOWER 4.7 Blockheizkraftwerken bei Contractingkunden geplant. Bei diesen 50 Pilotanlagen ist es dann auch geblieben. Im Gespräch mit der BHKW-Infothek bestätigte ein Verantwortlicher von RWE vor wenigen Tagen, dass das Projekt “HomePower“ im April 2014 beendet wurde. RWE wolle sich zukünftig voll auf das erfolgreiche Contracting im größeren Leistungsbereich konzentrieren. Neben einem zu hohen bürokratischen Aufwand, machen hohen Geräte- und Wartungspreise in Verbindung mit einer aufwändigen und damit ebenfalls kostenintensiven Installation das Mikro-KWK-Segment für RWE unattraktiv, berichtete der RWE-Mitarbeiter.

EnVersum MiniVersum

Das EnVersum MiniVersum (Grafik: EnVersum GmbH)

(Grafik: EnVersum )

Ebenfalls mit den Rahmenbedingungen für Mikro-KWK hochgradig unzufrieden zeigte sich die Geschäftsführung des ehemaligen Mikro-BHKW-Contractinganbieters EnVersum aus Hamburg. Unter dem Produktnamen MiniVersum hatte EnVersum Privat- und Firmenkunden mit einem Wärmebedarf von mindestens 65.000 kWh pro Jahr und vorhandenem Gasanschluss ein Dachs-BHKW von SenerTec installiert und die produzierte Wärme sowie den erzeugten Strom zu festen Preisen an seine Kunden geliefert. Bereits Mitte 2013 habe man das Engagement im Mikro-KWK-Segment aufgrund zu hoher Bürokratie und fehlenden gesetzlichen Anreizen zurückgefahren. Mit der jüngsten Überarbeitung der Unternehmenswebseite wurde das Angebot auch offiziell eingestellt und der Unternehmensfokus auf den Handel mit Energie verlagert. Gleichwohl sieht EnVersum im Bereich von Gewerbe und Industrie – wie RWE – auch weiterhin ein attraktives Geschäftsfeld und wird weiterhin entsprechende Contractinglösungen oberhalb des Mikro-KWK-Segmentes anbieten.

Vattenfall Haus-Strom
Gegen den Schwarm schwimmt einzig der Energiekonzern Vattenfall. Nachdem erst Mitte letzten Jahres unter dem Namen „Haus-Strom“ ein BHKW-Contracting mit Stromvermarktung an die Hausbewohner für Wohngebäude angekündigt wurde, zieht Vattenfall im Gespräch mit der BHKW-Infothek eine erste positive Bilanz: „Unsere Pilotprojekte in Hamburg und Berlin waren sehr erfolgreich. Das Interesse der Wohnungswirtschaft ist sehr hoch und auch die Bewohner nehmen unseren Haus-Strom sehr gut an“, berichtet Vattenfall-Sprecher Lutz Wiese. Aktuell befinde sich Vattenfall laut Wiese in Gesprächen für weitere Objekte. (lfs)

Weiterführende Links zu dieser Meldung
– Nachrichten: Weitere Meldungen zum ZuhauseKraftwerk von LichtBlick
– Meldung: RWE steigt in das Mikro-BHKW Contracting ein
– Artikel: Was ist BHKW-Contracting und wie funktioniert es?
– Pressemitteilung: Strom selber machen – mit Vattenfall-„Haus-Strom“
(Titelbild: Volkswagen)

 

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