ISH15: Premiere der SenerTec Dachs InnoGen Brennstoffzelle

ISH 2015: SenerTec Dachs InnoGenBereits eine Woche vor der ISH 2015 berichteten wir exklusiv über den Dachs InnoGen, die große Neuvorstellung von SenerTec auf der international wichtigsten Heiztechnikmesse in Frankfurt. Mit Toshiba als Partner hat sich die BDR Thermea Gruppe mit ihrer Tochter SenerTec Zugriff auf eines der weltweit führenden Brennstoffzellensysteme sichern können. Die beiden Brennstoffzellenhersteller Panasonic und Toshiba liefern sich seit der Markteinführung in Japan vor 6 Jahren mit bis heute jeweils etwa 50.000 verkauften Einheiten ein Kopf-an-Kopf-Rennen und könnten dank stark sinkender Stückkosten auch endlich für einen Durchbruch der Brennstoffzelle in Deutschland sorgen. Doch während die Panasonic-Brennstoffzelle von Viessmann als Vitovalor 300-P bereits erhältlich ist, will SenerTec in diesem Jahr lediglich einen Feldtest des InnoGen mit rund 50 Geräten starten.


ISH 2015: Premiere des SenerTec InnoGen mit Toshiba-Brennstoffzelle

Abwartende Haltung und hoher Preis
Obwohl die Toshiba-Brennstoffzellen in Japan dank staatlicher Förderung jedes Jahr bereits zehntausendfach verkauft werden, müssen sich deutsche Hausbesitzer wohl noch rund ein Jahr gedulden: „In diesem Jahr planen wir einen Feldtest mit rund 50 Geräten und werden dann im 2. Quartal 2016 mit der Serieneinführung beginnen“, erklärte SenerTec-Prokurist Hagen Fuhl auf der ISH 2015. Obwohl die Zeit aufgrund der bereits erhältlichen Vitovalor 300-P von Viessmann drängt, gibt es nach Einschätzung der BHKW-Infothek zwei Gründe, die SenerTecs abwartende Vorgehensweise erklären könnten: Einerseits wird die Toshiba-Brennstoffzelle aufgrund der in Japan üblichen Außenaufstellung bisher nur ohne Abgassystem gefertigt und andererseits wird noch dieses Jahr eine neue Gerätegeneration von Toshiba erwartet. Sowohl Panasonic als auch Toshiba vertreiben unter dem von der japanischen Gaswirtschaft geprägtem Marketingnamen „Ene-Farm“ momentan ihre jeweils dritte in Serie gefertigte Gerätegeneration, denen seit den 1990er Jahren eine Entwicklungsphase mit mehreren Prototypengenerationen vorangegangen ist. Möglicherweise könnte SenerTec daher direkt mit der kommenden 4. Brennstoffzellengeneration aus Japan starten – aber das bleibt Spekulation. Angekündigt hat SenerTec hingegen einen Listenpreis von rund 28.000 Euro. Ob dieses Preisniveau in 2016 noch Bestand haben wird, ist angesichts der vor wenigen Tagen seitens Viessmann verkündeten drastischen Preissenkung der Vitovalor 300-P auf unter 20.000 Euro höchst fraglich.

ISH 2015: SenerTec Dachs InnoGen

ISH 2015: SenerTec Dachs InnoGen Gesamtsystem mit Therme und Puffer

Japan hat Europa abgehängt
Fest steht jedenfalls, dass in Japan bereits Ende 2014 die Marke von 100.000 verkauften Brennstoffzellen gerissen wurde, während man in ganz Europa mit dem Projekt ene.field in diesem Jahr gerade einmal plant, die Feldtestanlage mit der Nummer 1.000 in Betrieb zu nehmen. Die hohen Stückzahlen bedingen in Japan seit Jahren stark fallende Stückpreise und eine zunehmend bessere Qualität durch die präziser werdende industrielle Fertigung. Dass die europäischen Brennstoffzellenhersteller diesen gewaltigen Vorsprung jemals wieder aufholen können, erscheint kurzfristig in etwa so realistisch, wie eine Rückkehr der Solarzellenmassenfertigung aus China zurück in heimische Fabriken. Andererseits setzen sowohl Panasonic als auch Toshiba auf PEM-Brennstoffzellen, wohingegen einige europäische Entwicklungen wie die 6. Prototypengeneration von Vaillant oder das Hexis Galileo 1000 N auf die SOFC-Technik setzen. Diese Brennstoffzellen kommen ohne ein aufwändiges Brennstoffprereforming aus, können höhere Heizsystemtemperaturen bieten und auch im Hinblick auf den Wirkungsgrad langfristig bessere Ergebnisse erzielen. Kurz- und mittelfristig werden nach Einschätzung der BHKW-Infothek jedoch japanische PEM-Zellen den Markt beherrschen.


10. BHKW-Info-Tage: Stand der Brennstoffzellenforschung und Markteinführung. Vortrag von Prof. Dr. Angelika Heinzel, Lehrstuhl für Energietechnik der Universität Duisburg-Essen.

ISH 2015: SenerTec Dachs InnoGenSenerTec InnoGen im Detail
Im InnoGen ergänzt SenerTec die PEM-Brennstoffzelle mit einer automatisch modulierenden elektrischen Leistung von 250 bis 700 Watt bei einer Heizleistung von bis zu 960 Watt um einen 300 Liter fassenden Pufferspeicher mit Frischwasserstation zur Warmwasserbereitung sowie einen Spitzenlast-Brennwertheizkessel mit 4,8 bis 20 kW Heizleistung. Auf die Brennstoffzelle bezogen wird ein Wirkungsgrad von über 91 Prozent sowie auf das Gesamtsystem mit Brennwert-Spitzenlasttherme von 96 Prozent versprochen. Mit einem Einbaumaß von 180 x 120 x 105 Zentimeter bei einem Einbringgewicht von 125 Kilogramm fällt die Montage der Brennstoffzelle bedeutend leichter als bei klassischen Motor-BHKW und auch im Betrieb gibt es einen nicht unerheblichen Vorteil: Anstelle lauter Motorengeräusche soll nur noch ein Lüftersurren zu hören sein.

ISH 2015: SenerTec Dachs InnoGenExperten sind beeindruckt
Die japanische Brennstoffzellenentwicklung blieb in Europa jedoch nicht unbemerkt: Das Unternehmen RWE Energiedienstleistungen hat im November 2012 auf einem unternehmenseigenen Prüfstand in Duisburg eine Toshiba-Brennstoffzelle in japanischer Ausführung der 2. Produktionsgeneration in Betrieb genommen. „Inzwischen haben wir mit der Brennstoffzelle von Toshiba auf unserem Prüfstand 20.000 Betriebsstunden erreicht, ohne dass eine Verschlechterung der Messwerte zu erkennen ist. Angesichts der bisher ausbleibenden Degradation dieses Brennstoffzellenmodells scheint uns die angestrebte Lebenserwartung von 80.000 Stunden realistisch bemessen zu sein. Die technische Marktreife dieses Brennstoffzellentyps ist entsprechend unseren Erkenntnissen gegeben“, so der für die Erprobung bei RWE verantwortliche Diplom-Ingenieur Uwe Dietze im Gespräch mit der BHKW-Infothek. Eine vollständige Zusammenfassung veröffentlichten Uwe Dietze und Martin Kramer unter dem Titel „Markteinführung der PEM Brennstoffzelle“ in der Fachzeitschrift für das Gasfach. Aber nicht nur die Messergebnisse überzeugten die Fachleute von RWE: In der gesamten Betriebszeit sei kein einziger Defekt aufgetreten und selbst die Wartung habe lediglich aus dem Austausch von drei Filtern bestanden. Da die technische Eignung der japanischen Brennstoffzellen nun erwiesen sei, „ist für einen Erfolg letztendlich nur noch die Kostenfrage entscheidend“, so Dietze. (lfs)

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