Wenn man gedankenverloren über Messen schlendert, könnte man bei den BHKW von Indop glatt denken, ein BHKW von EC Power gesehen zu haben. Bei näherer Betrachtung zeigen sich neben Gemeinsamkeiten wie den gleichen Toyota-Industriemotoren und zwei Baugrößen mit 6 und 9 kW sowie 15 und 20 kW elektrischer Leistung aber auch Unterschiede – nicht nur im helleren Blauton, auch bei der Technik hat man sich in Slowenien andere Lösungen als in Dänemark erdacht.
Indop als Unternehmen
Gleichwohl der Gorenje-Konzern in Deutschland eher für seine weiße Ware im Bereich von Waschmaschinen und Kühlschränken bekannt ist, hat der Konzern mit der Tochter Indop bereits seit Jahren einen Ableger für Industrie- und Rüstungstechnik. Seit 2007 fertigt der slowenische Hersteller Blockheizkraftwerke im größeren Leistungsbereich. Aktuell werden in dieser Baureihe BHKW mit 50 bis 500 kW elektrischer Leistung unter Verwendung von MAN-Industriemotoren für den Einsatz mit Erdgas und Biogas gefertigt. Den deutschen Markt möchte das Unternehmen aber eher im Segment der Mini- und Mikro-BHKW erobern.
Vier Modelle
Die beiden kleinsten Modelle 6TO mit 6 kW elektrischer und 13,6 kW thermischer Leistung sowie das 9TO mit 9 kW el. und 19,8 kW th. verwenden einen Toyota 3-Zylinder-Industriemotor vom Typ „1KS“. In den beiden größeren Modellen 15TO mit 15 kW el. und 34,7 kW th. sowie dem 20TO mit 20 kW el. und 43,5 kW th. kommt hingegen der bekannte Toyota-4Y-Industriemotor zum Einsatz. Wie bei EC Power wird das jeweils kleinere Modell mit Lamda = 1,5 und das jeweils größere Modell derselben Baugröße mit Lamda = 1 betrieben. Alle vier Modelle werden für Erdgas und Flüssiggas angeboten und kommen serienmäßig ohne Brennwertnutzung, welche mittels eines optionalen externen Brennwertwärmetauschers nachgerüstet werden kann.
Vereinfachte Einbringung
Die vier hellblauen Maschinen von Indop bieten mit der Möglichkeit einer Zerlegung zur leichteren Einbringung in den Heizungskeller und der Möglichkeit selbst umfangreiche Reparaturen beim Kunden vornehmen zu können zwei entscheidende Vorteile gegenüber den vier Marktbegleitern in dunkelblauer Gehäusefarbe, bei denen Motorüberholungen oder -wechsel nur in Dänemark, nicht aber im heimischen Heizungskeller vorgenommen werden. Trotz nur geringfügig größerer Gehäuseabmessungen hat Indop zudem die Steuerung und das Wärmetauschermodul mit Systemtrennung in die noch immer sehr kompakten BHKW-Gehäuse integriert.
Elektrotechnik
Mit in die BHKW-Gehäuse integriert wurde nicht nur die hydraulische Wärmeauskopplung, sondern auch die Steuerung der BHKW. Zum Einsatz kommt eine Siemens Simatic SPS vom Typ S7-1200, welche nicht nur das BHKW steuert, sondern auch externe Pumpen- und Mischergruppen kontrollieren kann. In eine übergeordnete Leittechnik kann das BHKW mittels 0-10 V oder 4-20 mA Signal eingebunden werden. Ein Zugriff auf die Steuerung kann zudem mittels LAN oder GSM auch über das Internet erfolgen. Serienmäßig ist bei den vier BHKW von Indop auch eine Blindleistungskompensation, welche sich in Dänemark nur in der Aufpreisliste für optionales Zubehör findet.
Preisfrage
Von Marktbeobachtern wurde erwartet, dass Indop mit Kampfpreisen den deutschen Markt erobern wird. Diese Hoffnung hat sich zur Markteinführung leider nicht erfüllt: Die kleinste Anlage 6TO startet mit einem Listenpreis von 23.000 Euro, das 9TO bei 29.000 Euro, das 15TO bei 39.000 Euro und das 20TO kostet 42.000 Euro – alle Preise verstehen sich netto zzgl. Mehrwertsteuer. Das Serviceintervall beträgt für alle Maschinen 4.000 Stunden, wobei im Wechsel eine kleine Durchsicht mit Sichtkontrolle und nach 8.000 Stunden eine Wartung mit Wechsel der Betriebsstoffe erfolgt. Vollwartungsverträge werden zu Preisen von 3 bis 4 Cent je erzeugter kWh angeboten.
Ausblick
Technisch bieten die vier BHKW von Indop durchaus mehr, als die vier Modelle aus Dänemark. Insbesondere die Reparaturmöglichkeit beim Kunden an Stelle eines obligatorischen Komplettaustausches, aber auch die Inkludierung des obligatorischen Wärmeauskopplungsmoduls und der Blindleistungskompensation in den Gerätebasispreis hinterlassen einen positiven Eindruck. Fraglich ist allerdings die Vertriebsstrategie von Indop: Bisher wurde Indop vom Distributor C-H-P in Göppingen vertreten. Dieser Vertrag ist jedoch nach Informationen der BHKW-Infothek seitens Indop nicht verlängert worden und Interessenten wie Besitzer eines Indop-BHKW müssen sich jetzt für Informationen und Service an die Indop-Zentrale im slowenischen Šoštanj wenden – und so steht sich Indop einem erfolgreichen Markteintritt in Deutschland aktuell leider selbst im Weg. (lfs)
Mehr: Alle Meldungen der BHKW-Infothek zur Hannover Messe
Webseite: www.gorenje-indop.si
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