ISH 2013: Zweites Vitotwin Nano-BHKW von Viessmann

Viessmann Vitotwin 350-F Videostandbild (Grafik: BHKW-Infothek)Mit dem neuen Vitotwin 350-F stellte Viessmann auf der diesjährigen ISH sein zweites Nano-BHKW mit einem Stirlingmotor des Herstellers Microgen vor, an dem die Viessmann-Gruppe mittlerweile zu einem nicht unwesentlichen Anteil beteiligt ist. Im Gegensatz zur bekannten wandhängenden KWK-Therme Vitotwin 300-W handelt es sich beim neuen Vitotwin 350-F um ein Standgerät mit integriertem Pufferspeicher. Besonders macht das Gerät jedoch nicht nur seine Bauform, sondern auch die im Segment der Nano-BHKW bisher nicht übliche Fähigkeit des Gerätes, seine Betriebszeiten dem Strombedarf anzupassen und auch die Motorleistung strombedarfsgeführt zu modulieren.

Microgen Stirling Demonstrator auf der Hannover Messe 2011

Microgen Stirlingmotor
(Bild: BHKW-Infothek)

Der Stirlingmotor
Das neue Vitotwin 350-F verwendet den gleichen Microgen Stirlingmotor, wie er bereits seit etwa zwei Jahren in den KWK-Wandthermen Brötje EcoGen, Remeha eVita und Viessmann Vitotwin 300-W zur Anwendung kommt. Der bekannte Microgen Stirlingmotor erreicht seine elektrische Nennleistung von einem Kilowatt auch im Vitotwin 350-F bei der Bereitstellung von etwa 5,3 kW Heizleistung. Neu ist die modulierende Ansteuerung des Motors im Modell 350-F. Die elektrische Leistung kann im Bereich zwischen 300 und 1.000 Watt bedarfsgerecht geregelt werden, wodurch das Gerät längere Laufzeiten erreichen kann. Im Modulationsbetrieb bewegt sich die Heizleistung im Bereich von 3,6 bis 5,3 kW. Auch im 350-F stellt ein integrierter modulierender Brennwertspitzenlastbrenner bei Bedarf zusätzliche Heizleistung bereit, so dass die Gesamtheizleistung der kompakten KWK-Energiezentrale rechnerisch 26 kW beträgt.


Vorstellung des neuen Viessmann Vitotwin 350-F auf der ISH 2013
(Video: BHKW-Infothek)

Die neue Bauform
Das Vitotwin 350-F erinnert mit seiner turmförmigen Bauform und dem weiß lackierten Gehäuse eher an einen Gefrierschrank, als an ein Blockheizkraftwerk. Doch nicht nur optisch soll das Gerät in den Keller von Ein- und Zweifamilienhäusern passen: „Durch den im unteren Teil des Gerätes integrierten 175 Liter Pufferspeicher steht das Gerät nicht nur kippsicher, sondern arbeitet auch leiser als wandhängende KWK-Thermen. Zudem muss keine Rücksicht auf die Tragfähigkeit von Wänden genommen werden, was die Installation besonders in älteren Gebäuden vereinfacht“, erläutert Markus Dönges, Leiter des Produktmanagements bei Viessmann im Gespräch mit der BHKW-Infothek auf der ISH 2013. Durch die fehlende Verbindung zur Wand und die Masse des Wassers im Gerätegehäuse kann der Schall besser im Gerät gehalten werden, wodurch das Gerät besonders leise arbeite und auch für Häuser ohne massive Wände geeignet sei, so Dönges.

Vitotwin 350-F Produktbild (Grafik: Viessmann)

Vitotwin 350-F Produktbild
(Grafik: Viessmann)

Einfache Montage
Zu seinem Einsatzort wird das Vitotwin 350-F größtenteils vormontiert geliefert und kann dadurch schneller und unkomplizierter als modulare Lösungen installiert werden. Zur leichteren Einbringung besteht das turmförmige Gerät aus drei Teilen, die dank Steckkupplungen am Aufstellort nur aufeinandergesteckt werden müssen. Durch die Anordnung des eigentlichen Nano-BHKW – bestehend aus Stirlingmotor und Spitzenlastbrenner – über dem Pufferspeicher, nimmt das Gerät nur eine Fläche von 0,36 Quadratmetern ein. Direkt in das Gerät mit integriert wurde eine hydraulische Systemtrennung zum Heizsystem, wodurch eine aufwändige Aufbereitung des Heizungswassers in Bestandsgebäuden eingespart werden kann.

Externe Warmwasserbereitung
Eine Warmwasserbereitung findet im kompakten Gehäuse leider keinen Platz. Für die Trinkwassererwärmung setzt Viessmann daher auf Beistellspeicher, die in verschiedenen Größen angeboten werden sollen. Ein solcher externer Trinkwasserspeicher mit mindestens 200 Liter Fassungsvermögen ist auch für den Erhalt einer Förderung in Höhe von 1.500 Euro im Rahmen des Mini-KWK-Impulsprogramms erforderlich, da das interne Speichervolumen des Vitotwin 350-F entsprechend der Förderungsrichtlinien nicht ausreicht.

Vitotwin 350-F auf der ISH2013 (Bild: BHKW-Infothek)

Viessmann Vitotwin 350-F
auf der ISH 2013
(Bild: BHKW-Infothek)

Integriertes Zubehör
Direkt in das Gerät eingebaut hat Viessmann hingegen bereits serienmäßig die aufgrund der komplizierten Bestimmungen für Energiesteuerentlastung, BAFA-Förderung und KWK-Zuschlag erforderliche Messtechnik. Das Vitotwin 350-F verfügt sowohl über einen integrierten geeichten Stromzähler, als auch einen integrierten Wärmemengenzähler und über eine separate Gasmengenerfassung für den Stirlingmotor. Somit beinhaltet das Vitotwin alle erforderlichen Zähler bereits ab Werk und eine aufwändige zeitintensive externe Installation der Zähler kann eingespart werden.

Ziel: Eigenstromoptimierung
Auch serienmäßig im Lieferumfang enthalten ist eine Funk-Fernbedienung, die neben einer grundlegenden Kontrolle der Anlage auch eine Taste zur Anforderung des Gerätes zur gezielten Stromproduktion ermöglicht. Somit kann das Gerät vor dem Einschalten von stromintensiven Verbrauchern wie dem Backofen aktiviert werden. Zur Komfortsteigerung bietet Viessmann erstmals mit dem 350-F optional auch Funksteckdosen an, die beim Einschalten eines Großverbrauchers – wie einem Wäschetrockner – automatisch das Gerät zur Stromproduktion anfordern können. Eine direkte Anbindung des Gerätes an den Zwei-Richtungs-Stromzähler zur Überwachung des Gesamtverbrauchs der gesamten Kundenanlage ist hingegen leider nicht vorgesehen.

Optionale Online-Anbindung
Zur Fernsteuerung und Fernüberwachung der Anlage einschließlich der Zählerstände der in das Vitotwin integrierten Messeinrichtungen bietet Viessmann eine umfassende Lösung an. „Für die Fernüberwachung des Vitotwin können beide Vitotwin optional mit einem Gateway und der Vitocom LAN ausgerüstet werden“, erläutert Mikro-KWK Produktmanager Johannes Theben auf Anfrage der BHKW-Infothek. Beide Komponenten zusammen ermöglichen über eine LAN-Schnittstelle die Anbindung des Gerätes an das Internet und damit an den Vitodata Online-Service sowie die Vitotrol App, so Theben. Das Vitodata Online-Portal speichert die relevanten Betriebsdaten des Gerätes und verfügt über ein plattformunabhängiges Webinterface, auf das der Betreiber mit seinem Laptop, Tablet oder Smartphone zugreifen kann. Im Fehlerfall vermag der Online-Dienst zudem den Betreiber und den Kundendienst zu informieren. Ab Herbst 2013 soll mit der Vitotrol App auch der Zugriff auf den Online-Dienst mit einem Smartphone bequemer gestaltet werden. Der Preis für das zur Online-Anbindung des Vitotwin erforderlichen Paketes bestehend aus Vitotwin Gateway und der Vitocom LAN beträgt etwa 600 Euro, erklärt Produktmanager Johannes Theben.

Licht und Schatten
Die neue Bauform des Vitotwin 350-F verspricht in erster Linie geringere Geräuschemissionen und eine schnelle Montage. Der geringere Platzbedarf relativiert sich leider durch den neben dem Gerät separat aufzustellenden Trinkwasserspeicher. Ob zudem die Integration eines mit nur 175 Liter sehr klein bemessenen Pufferspeichers sinnvoll ist, darf bezweifelt werden. Sinnvoller wäre eine Integration des Trinkwasserspeichers in das Gerät, da dann extern der Anschluss eines für das Gebäude passend dimensionierten Pufferspeichers möglich wäre.

Mit der Anforderungsmöglichkeit des Gerätes per Tastendruck oder mittels Funksteckdosen bei erhöhtem Strombedarf setzt sich das Gerät positiv von seinen Marktbegleitern zur Optimierung der Stromeigennutzung ab. Doch auch hier besteht in der konkreten Umsetzung Verbesserungspotential: Eine Überwachung des Gesamtstromverbrauches direkt am abrechnungsrelevanten Zwei-Richtungs-Zähler würde eine wesentlich bessere automatisierte Anpassung der Laufzeiten und der Leistung des Vitotwin an den Strombedarf der Kundenanlage ermöglichen.

Die Online-Anbindung des Vitotwin bietet zwar viele Funktionen, ist aber leider nur optional gegen Aufpreis erhältlich. Der größte Konkurrent des Vitotwin, das ecoPOWER 1.0 von Vaillant, verfügt bereits serienmäßig über eine Online-Anbindung und erreicht zudem mit seinem Verbrennungsmotor einen besseren elektrischen Wirkungsgrad, benötigt aufgrund seines modularen Aufbaus jedoch mehr Platz und ist wegen seines Verbrennungsmotors auch wartungsintensiver.

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(Titelgrafik: BHKW-Infothek)

Ein Artikel von Louis-F. Stahl

 

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