Mit dem „Klimaschutzplan 2050“ möchte die Bundesregierung „Grundlinien für die Umsetzung der langfristig angelegten Klimaschutzstrategie Deutschlands aufzeigen“. Der in einem seit Mitte 2015 andauernden Dialogprozess unter Federführung des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) entwickelte Klimaschutzplan liegt seit dem 6. September in einer Entwurfsfassung zur Abstimmung mit anderen Ministerien und zur weiteren Konsultation der Öffentlichkeit vor. Die Arbeitsgemeinschaft für den sparsamen und umweltfreundlichen Energieverbrauch e.V. (ASUE) und der Verein BHKW-Forum haben gemeinsam Kritik am vorliegenden Entwurf formuliert, da dieser hocheffiziente Kraft-Wärme-Kopplung ausgrenzt, obwohl das Papier ausweislich seiner Präambel durch „Technologieneutralität und Innovationsoffenheit gekennzeichnet“ sein soll.
ASUE und BHKW-Forum widersprechen daher den im Entwurf formulierten Maßnahmen, mit denen das Ziel maßgeblicher Emissionsminderung im Gebäudebereich ab dem Jahr 2030 ausschließlich durch elektrisch betriebene Heizgeräte (elektrische Wärmepumpen oder power-to-heat) zu erreichen versucht wird. Dieses soll dem Plan zufolge durch das pauschale wirtschaftliche Schlechterstellen von Heizgeräten, die fossile Brennstoffe einsetzen, erreicht werden. Dies ist aus Sicht von ASUE und BHKW-Forum technisch, ökologisch und ökonomisch aus den folgenden Gründen höchst fragwürdig:
- Der Wärmebedarf in privaten und gewerblich genutzten Räumen wird auch im Jahr 2030 die verfügbaren Strommengen wegen der hohen Gleichzeitigkeit während der Kälteperioden im Winter übersteigen.
- Zur Verfügbarkeit entsprechender Mengen von erneuerbar erzeugter elektrischer Energie stehen zur Versorgung des Wärmemarkts keine ausreichenden Speicherkapazitäten (kurz-und langzeit) zur Verfügung. Dieser Umstand findet jedoch im Klimaschutzplan keinerlei Erwähnung.
- Zur Abdeckung des Wärmebedarfs steht bislang unter anderem eine gut ausgebaute Gasinfrastruktur mit Speicherreserven von drei bis vier Monaten zur Verfügung, welche jedes Jahr in Anspruch genommen werden.
- Individuelle elektrische Batteriespeichersysteme sind sehr kostenintensiv und dienen ausschließlich der Optimierung der Eigenstromversorgung. Selbst unter Berücksichtigung des technischen Fortschritts und absehbarer preislicher Skalierung werden diese nicht die Strommengen speichern können, die über einen längeren Zeitraum im Winter für den Betrieb von Wärmepumpen erforderlich sind.
- Elektrische Wärmepumpen verlieren sehr stark an Wirkungsgrad, wenn für ältere Heizungssysteme typische Systemtemperaturen (in der Regel größer 55 °C), oder die zur Trinkwassererwärmung aus hygienischen Gründen erforderlichen Temperaturen (über 65 °C), erreicht werden müssen. Die Verfügbarkeit der Umweltwärme auf einem günstigen Temperaturniveau (Erdwärme) ist in dichter Stadtbebauung zudem nicht gegeben.
- Bis zum Jahr 2030 rechnet die Gasindustrie mit maßgeblichen Volumenanteilen von erneuerbaren Gasen. Die Gewinnung von Wasserstoff und Methan aus erneuerbaren Strommengen (power-to-gas), der Ausbau der Produktion von Biogas aus umweltverträglichen Kulturen sowie die Gewinnung synthetischen Gases aus Abfall und Recyclingstoffen wird weitere Fortschritte machen.
- Energieeffiziente Heizgeräte, die derzeit meist noch fossiles Erdgas einsetzen, werden in Zukunft ganz oder teilweise mit regenerativem Gas zu betreiben sein. Die bestehende Gasinfrastruktur bis hin zur örtlichen Verteilung ist auf große Lastspitzen ausgelegt, ohne das Stromnetz durch großen Heizbedarf dabei zu überlasten.
- Blockheizkraftwerke und die sich in der Markteinführung befindlichen Brennstoffzellenheizungen mit elektrischen Wirkungsgraden über 60 % bei einem Gesamtwirkungsgrad durch die Wärmeausspeisung von über 90% können flexibel elektrischen Strom erzeugen, der die volatile Stromerzeugung aus Erneuerbaren ergänzen und somit wesentlich zur Versorgungssicherheit beitragen kann.
- Gaswärmepumpen, die 180 % der eingesetzten Energie als Nutzwärme zur Verfügung stellen, sind in Bezug auf Effizienz und Wirtschaftlichkeit den elektrischen Wärmepumpen überlegen und kommen noch dieses Jahr auf den Markt.
- Selbst wenn der Anteil erneuerbarer Strommengen im Jahre 2030 bei voraussichtlich 50 % liegen wird, wird die Zuschaltung eines jeden elektrischen Heizgerätes (einschließlich elektrischer Wärmepumpen) in Kälteperioden die Stromlieferung aus einem fossilen Kraftwerk in Anspruch nehmen. Diese Kraftwerke sind bereitzuhalten und ihre Erhaltung ist wirtschaftlich abzusichern.
Ein pauschales Verbot von gasbetriebenen Wärmeerzeugern ist bei der schnellen technischen Entwicklung keineswegs zu befürworten. Bereits heute leisten sie im Neubau und in der Bestandssanierung – ihr Anteil liegt weit über 50 % – einen hohen Beitrag zur CO2 Reduktion. Durch den Einsatz erneuerbarer Gase kann die CO2 Emissionen weiter gesenkt werden. Gleichzeitig ist die Verwendung von gasbetriebenen Wärmeerzeugern einschließlich der technologisch hoch entwickelten Blockheizkraftwerke, Brennstoffzellen und Gaswärmepumpen ein wichtiger Beitrag zur Bezahlbarkeit des Wärmemarkts. Negativen Auswirkungen auf das Stromnetz, verursacht durch elektrische Heizgeräte, werden durch die regelbare dezentrale Stromerzeugung von Blockheizkraftwerken und Brennstoffzellen sogar entgegengewirkt.
Ein in der ursprünglichen Fassung des Klimaschutzplans vorgesehenes Verbot sogenannter „fossiler Heizgeräte“ würde sich bereits heute negativ auf die angestrebte Sanierungsrate auswirken und die technischen Entwicklungsmöglichkeiten effizienter Heiztechnologien negativ beeinflussen. Es ist daher festzuhalten, dass „erneuerbare Energie“ auch gasförmig sein kann – und in Zukunft sein wird. Darüber hinaus muss der Ausgleich volatiler erneuerbarer Erzeugungsanlagen und elektrischer Heizungen, so er mit fossilen Brennstoffen erfolgt, so effizient und netzentlastend wie möglich erfolgen: Dies bedingt den Einsatz von gasnetzbasierten Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen wie Brennstoffzellen aber auch Gas-Wärmepumpen. (lfs)
Weiterführende Links zu dieser Meldung
Download: Stellungnahme von ASUE und BHKW-Forum zum Klimaschutzplan als PDF
Webseite: Dialogprozess zum Klimaschutzplan 2050
Wikipedia: Weiterführende Informationen zum Klimaschutzplan