Produktabkündigung: Vaillant beerdigt das ecoPower 1.0

Vaillant beendet Verkauf des ecoPower 1.0Auf der ganz großen Bühne mit mehreren Shows feierte Vaillant die Markteinführung des Nano-BHKW ecoPower 1.0 auf der ISH 2011. Ganz sang- und klanglos erfolgt jetzt ohne große Ankündigung die Einstellung des sogar mit dem Deutschen Nachhaltigkeitspreis ausgezeichneten Produkts. Nur auf ausdrückliche Nachfrage hat Vaillant der BHKW-Infothek die Einstellung des ecoPower 1.0 überhaupt bestätigt. Hinter dem Namen ecoPower 1.0 verbarg sich eine Kombination aus einem als mCHP bekannten KWK-Modul von Honda sowie ergänzenden Systemkomponenten wie Brennwertthermen und Pufferspeichern aus dem Vaillant Programm. Ob das Honda-KWK-Modul möglicherweise auf anderen Wegen weiter in Deutschland erhältlich bleiben wird, ist derzeit noch offen.

Version des MCHP für den japanischen Markt (Bild: BHKW-Infothek)

Älteres Modell des MCHP für den japanischen Markt (Bild: BHKW-Infothek)

Bereits ab dem Jahr 2003 waren die Nano-BHKW mit Verbrennungsmotoren von Honda in Japan und den USA unter dem Namen GE160V EcoWill erhältlich. Dementsprechend lange wurde spekuliert, wann und in welcher Form das Honda-BHKW nach Deutschland kommen wird. Im Jahr 2010 gaben Honda und Vaillant schließlich bekannt, dass das Honda-BHKW in Deutschland von Vaillant zusammen mit Systemkomponenten aus dem Vaillant Programm unter dem Namen ecoPower 1.0 vertrieben werden soll. Was viele nicht wissen: Bei dem in Deutschland vertriebenen KWK-Modul von Honda handelt es sich nicht schlicht um das bekannte EcoWill mit 3,25 kW Wärmeproduktion bei einer elektrischen Leistung von 1 kW, sondern um ein neues, hinsichtlich des elektrischen Wirkungsgrades, erheblich verbessertes Modul mit nur 2,5 kW Wärmeproduktion speziell für den von „Hocheffizienz“ getriebenen deutschen Markt.

Vaillant ecoPower 1.0 auf der ISH 2011 (Bild: BHKW-Infothek, C. Stahl)Vaillant ecoPower 1.0 auf der ISH 2011 (Bild: BHKW-Infothek, C. Stahl)Vaillant ecoPower 1.0 auf der ISH 2011 (Bild: BHKW-Infothek, C. Stahl)

Die Vaillant ecoPower 1.0 Systemkomponenten bei der Vorstellung auf der ISH 2011

Auf dem deutschen Nano-BHKW-Markt war das ecoPower 1.0 bis zu seiner überraschenden Abkündigung einzigartig: Kein anderer Hersteller hat erfolgreich ein BHKW mit Verbrennungsmotor in dieser Leistungsklasse am Markt etablieren können. Andere Hersteller wie Remeha, Viessmann, SenerTec und Brötje setzen im Nano-BHKW-Segment auf den preisgünstigen Microgen-Stirlingmotor, welcher bei 1 kW elektrischer Leistung sogar mehr als 5 kW Wärme produziert und daher im Sommer nur auf sehr kurze Laufzeiten kommt – aber dafür auch rund 5.000 Euro günstiger in der Anschaffung ist.

Schnittbild der neuen Motorvariante mit EXlink (Bild: BHKW-Infothek)

Schnittbild der aktuellen Motorvariante von Honda mit EXlink (Bild: BHKW-Infothek)

Besser als das ecoPower 1.0 sind hinsichtlich des elektrischen Wirkungsgrades hingegen Brennstoffzellen. Besonders effiziente Vertreter wie der BlueGen erreichen beispielsweise eine Wärmeproduktion von nur 0,4 kW thermischer Leistung pro Kilowatt elektrischer Leistung – diese besondere Effizienz wird jedoch nur mittels SOFC-Zellen erreicht, welche binnen weniger Jahre verschleißen. Der größte Konkurrent für das ecoPower 1.0 – und dessen höchstwahrscheinlich in den letzten Jahren dahin geschmolzenen Absatzzahlen – dürfte hingegen die Brennstoffzelle Vitovalor 300-P von Viessmann sein. Zwar ist dieses Produkt mit einem Listenpreis von 19.500 Euro rund 5.000 Euro teurer als der ecoPower, allerdings werden Brennstoffzellen aktuell stark gefördert. Berücksichtigt man die Förderung in Höhe von 7.600 Euro für eine Vitovalor, so ist die technisch überlegene und langlebige PEM-Brennstoffzelle in der Anschaffung sogar günstiger, als das von einem Verbrennungsmotor angetriebene ecoPower 1.0. Darüber hinaus waren Vaillants Vollwartungspreise von zuletzt bis zu über 700 Euro pro Jahr für das ecoPower 1.0 weit teurer als die von Viessmann für die Vitovalor 300-P aufgerufenen 300 Euro.


Gefahr im Kraftwerk: Sicherheitslücke und offizielle Stellungnahme von Vaillant

Aber nicht nur der technische Fortschritt hat am Thron des ecoPower 1.0 gesägt, auch so manche vermeidbare Panne hat über die Jahre immer wieder mal für Schlagzeilen gesorgt. So hatte die Steuerung des ecoPower 1.0 eine kritische Sicherheitslücke, welche 2011 vom BHKW-Infothek-Leser Dirk Hedderich entdeckt und von der BHKW-Infothek zusammen mit heise security, dem IT-Sicherheitsressort der Computerzeitschrift c’t, analysiert wurde und das ecoPower 1.0 nicht nur in Klaus Klebers Tagesthemen brachte, sondern auch zum Gegenstand einer parlamentarischen Anfrage im Bundestag machte.


Präsentation des Vaillant ecoPower 1.0 (Video: BHKW-Forum)

Doch auch neben der IT-Sicherheit hielt das ecoPower die BHKW-Branche und seine Käufer stets auf Trab: So waren in den Vaillant-Unterlagen zunächst zu kleine Pufferspeichergrößen ausgewiesen, welche den Anspruch auf Förderung im Mini-KWK-Impulsprogramm verwirkt hätten. Erst nach einem genauen Nachmessen stellte Vaillant damals fest, dass es doch genau hinkommt, wenn man die Anschlussstutzen des zum Systempaket gehörenden Speichers mit einrechne. Erst letztes Jahr erhielten dann erneut alle ecoPower-1.0-Betreiber Post, weil eine ermüdete Dichtung in Ausnahmefällen zu einem lebensgefährlichen Gasaustritt führen könnte. In allen genannten Fällen hat Vaillant als Hersteller des ecoPower 1.0 umgehend für Abhilfe gesorgt, aber dem Ruf der Marke hat die Pannenserie dennoch keinen Dienst erwiesen.


Aufbau und Funktion des Honda Motors im Vaillant ecoPower 1.0 (Video: BHKW-Forum)

Vaillant will sich allerdings trotz der Aufgabe des ecoPower 1.0 auch weiterhin stark im Bereich BHKW engagieren: „Wir werden uns in Zukunft auf die Leistungsklassen ecoPower 3.0, ecoPower 4.7 und ecoPower 20.0 konzentrieren“, berichtete Vaillant-Pressesprecher Dr. Jens Wichtermann gegenüber der BHKW-Infothek. „Das ecoPower 1.0 haben wir aus wirtschaftlichen Gründen aus unserem KWK-Sortiment genommen. Die Nachfrage nach Mikro-KWK-Anlagen für kleinere Immobilien ist seit Jahren rückläufig. Für uns als Hersteller bedeutet dies, dass Skaleneffekte bei der Produktion großer Stückzahlen ausbleiben“, erläutert Wichtermann. Bei den beiden kleineren ecoPower-Varianten 3.0 und 4.7 sollen zudem noch in diesem Jahr neu überarbeitete Produkte auf den Markt gebracht werden. Im kleinen Leistungssegment bleibt jedoch ein Lücke bestehen, weil die für Ende 2016 angekündigte Brennstoffzelle xellPOWER noch nicht marktreif ist. „Vaillant steht für höchste Qualität seiner Produkte. Bislang sind noch nicht alle technischen Anforderungen für eine Markteinführung der Vaillant Brennstoffzelle erfüllt. Einen neuen Termin für einen Marktstart werden wir mitteilen, sobald das neue Produkt die hohen technischen Standards des Unternehmens erfüllt“, so Wichtermann. (lfs)

Weiterführende Links zu dieser Meldung:
Kategorie: Alle Meldungen der BHKW-Infothek zum Vaillant ecoPower 1.0

 

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