Nachdem das Amtsgericht Arnsberg am 8. Dezember 2011 einen vorläufigen Insolvenzverwalter für die OTAG Vertriebs GmbH & Co. KG aus Olsberg bestellt hatte und kurz darauf erste Details über die Hintergründe bekannt wurden, hat das Amtsgericht Arnsberg nun auch für das im Hintergrund stehende Unternehmen OTAG GmbH & Co. KG einen vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt. Die Zukunft des Herstellers der lion-Powerblock Serie wird damit zunehmend ungewiss. Auch in Anbetracht des in Kürze auslaufenden Insolvenzausfallgeldes zur Entlohnung der Mitarbeiter wird eine baldige Entscheidung über die Zukunft der OTAG Vertriebsgesellschaft erwartet.
Nach Angaben des Amtsgerichtes Arnsberg liegt zum Verfahren der OTAG GmbH & Co. KG bereits ein Insolvenzgutachten vor, so dass auch hier eine zeitnahe Entscheidung erwartet werden kann. Die Kanzlei des vorläufigen Insolvenzverwalters erklärte auf Nachfrage der BHKW-Infothek zum Stand der Verfahren, dass zwar Verhandlungen mit potentiellen Investoren für OTAG Fortschritte machen, man sich jedoch an dieser Stelle des Verfahrens nicht näher äußern wolle. Doch auch wenn ein Investor zum Zug kommt, bedeutet dies nicht zwingend eine gute Zukunft mit Fortführung der Geschäfte bei OTAG. Besonders die Marken und Patente der OTAG GmbH & Co KG dürften für Investoren von Interesse sein.
Der Miterfinder des lion-Powerblock Blockheizkraftwerkes und Geschäftsführer der OTAG Vertriebsgesellschaft Franz Josef Schulte erläuterte im Interview mit der BHKW-Infothek, dass „das Verfahren der OTAG GmbH & Co. KG nur eine Folge der ausbleibenden Zahlungen durch die OTAG Vertriebs GmbH & Co. KG“ sei. Schulte hofft, dass „beide Verfahren jetzt schnell über die Bühne gehen“ und anschließend die weitere Entwicklung des Gerätes sowie die Betreuung der bestehenden lion-Betreiber „egal unter welchem Namen“ zügig fortgeführt werden kann.
Die OTAG Geschäftsführung sah sich im Dezember aufgrund einer drohenden Zahlungsunfähigkeit gezwungen einen Insolvenzantrag zu stellen. Während die OTAG Geschäftsführung für die jetzige Situation vor allem einen Auftragseinbruch durch das zwar angekündigte, aber erst im April beginnende KWK-Impulsprogramm verantwortlich macht, sehen OTAG Vertriebspartner die Schuld auch bei OTAG selbst. Mehrere Heizungsbauunternehmen berichteten der BHKW-Infothek, dass OTAG sich zwar „immer kulant verhalten und kostenlose Ersatzteile“ gestellt sowie „auch nach Ablauf der Garantie Verbesserungen und Reparaturen der Geräte“ vorgenommen habe, aber OTAG seinen Partnern „mit dem lion zu viel versprochen“ habe und das Produkt auch „nach Jahren der Nachbesserungen beim Kunden noch immer nicht ausgereift“ ist.
Unternehmensangaben zufolge befinden sich derzeit nach einer fast 10-jährigen Entwicklungs- und Testphase, sowie der Rücknahme und Nachrüstung zahlreicher Geräte noch über 250 Powerblock bei Kunden im Einsatz. In einer nicht näher bekannten Anzahl dieser Geräte arbeitet zudem noch eine alte und für zahlreiche Defekte verantwortliche Linatorgeneration mit Ammoniakzusätzen im Dampfsystem. Die seit 2010 verbaute Linatorengeneration arbeitet hingegen mit reinem Wasser ohne die zuvor verwendeten schwer handhabbaren Ammoniakzusätze. Eigentlich sollte im Rahmen der jährlichen Wartung ein Austausch aller Linatoren der alten Generation erfolgen. Dies ist jedoch einer aktuellen Stellungnahme von OTAG zufolge bisher nicht bei allen Geräten erfolgt.
Für die betroffenen Betreiber stellt sich bei einer Insolvenz von OTAG die Frage, was sie im Falle eines Defektes tun können. Button Energy Geschäftsführer Matthias Knopf erklärte dazu im Gespräch mit der BHKW-Infothek, dass es “eine Situation wie im Fall Sunmachine für Powerblock Kunden keinesfalls geben wird”. Im Falle eines ungünstigen Ausgangs bei OTAG werde sich notfalls der österreichische Powerblock Hersteller Button Energy bemühen, Lösungen für eine Ersatzteilversorgung der jetzigen OTAG Partner in Deutschland zu finden. Eine direkte Betreuung von Endkunden komme aus logistischen Gründen jedoch nicht in Frage, erläutert Knopf.
Die Instandhaltung der unausgereiften Powerblocks sei zudem nicht gerade günstig. Der Austausch eines defekten älteren Linators könne schnell mehrere tausend Euro kosten, so Knopf. Powerblock Betreiber dürften daher auf eine Rettung und die Fortführung des Unternehmens OTAG hoffen. Doch ob es selbst bei diesem bestmöglichen Szenario auch weiterhin so großzügige Kulanzleistungen wie bisher geben würde, ist fraglich.
Nachrichten: Weitere Meldungen betreffend OTAG
Artikel zum BHKW: Die lion-Powerblock Serie
Mitteilung des Amtsgerichtes Arnsberg:
In dem Insolvenzeröffnungsverfahren über das Vermögen der im Register des Amtsgerichts Arnsberg unter HRA 4237 eingetragenen OTAG GmbH & Co. KG, Zur Hammerbrücke 9, 59939 Olsberg, gesetzlich vertreten durch die persönlich haftende Gesellschafterin, die im Handelsregister des Amtsgerichts Arnsberg unter HRB 3940 eingetragene OTAG Verwaltungs-GmbH, Zur Hammerbrücke 9, 59939 Olsberg, diese vertreten durch den Geschäftsführer Ulrich Schmidt, Elleringhauser Straße 38, 59939 Olsberg ist am 01.02.2012, um 10:30 Uhr angeordnet worden (§§ 21, 22 InsO):
Zum vorläufigen Insolvenzverwalter wird Rechtsanwalt Wilfried Pohle, Bahnstraße 1, 34431 Marsberg bestellt.
Verfügungen der Schuldnerin über Gegenstände ihres Vermögens sind nur noch mit Zustimmung des vorläufigen Insolvenzverwalters wirksam (§ 21 Abs. 2 Nr. 2 2. Alt. InsO).
Den Schuldnern der Schuldnerin (Drittschuldnern) wird verboten, an die Schuldnerin zu zahlen. Der vorläufige Insolvenzverwalter wird ermächtigt, Bankguthaben und sonstige Forderungen der Schuldnerin einzuziehen sowie eingehende Gelder entgegenzunehmen. Die Drittschuldner werden aufgefordert, nur noch unter Beachtung dieser Anordnung zu leisten (§ 23 Abs. 1 Satz 3 InsO).
21 IN 352/11
Amtsgericht Arnsberg
(Bilder: OTAG)
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